Leitlinien

Vorwort

Die Katholische Erwachsenenbildung Rems-Murr e.V. (keb) fördert die offene Bildungsarbeit der Kirchengemeinden Einrichtungen und Verbände. Sie nimmt dabei zugleich die Aufgabe der Koordination wahr und ergänzt die Angebote dieser Träger.

Gesellschaftliche und kirchliche Veränderungen sind alltäglich spürbar. Deswegen braucht es Weiterbildung mehr denn je. Die Anforderungen an Ehrenamtliche wachsen. Darum brauchen sie mehr Unterstützung. Kirchengemeinden stehen immer größeren Aufgaben gegenüber. Auch hier kann Erwachsenenbildung hilfreich sein. Aus diesen Gründen hat die Leitung der keb Rems-Murr e.V. sich entschieden, eine inhaltliche Weiterentwicklung der Erwachsenenbildung voran zu treiben und die eigenen Ziele und Werte neu zu überdenken.

Sie finden hier das Ergebnis dieses Nachdenkens, an dem viele Menschen aus dem Kreis Rems-Murr beteiligt waren, vor allem die Mitglieder unseres Vereins.

Der Vorstand der keb Rems-Murr - Bildungswerk im Sinne des bischöflichen Dekrets von 2007 - ist der Überzeugung, dass die nun vorliegenden Leitlinien auch in unsicherer Zeit einen möglichen Weg kennzeichnen und genug Attraktivität haben, dass sie auf Menschen einladend wirken, unsere Veranstaltungen und Angebote als Entwicklungschance zu nutzen.

Wovon wir ausgehen:

Menschenbild – Kirchenbild
Im Zentrum unseres Interesses steht der Mensch.

Dabei ist uns bewusst, dass jeder Mensch als Mann oder Frau etwas Eigenständiges und Besonderes ist.

In diesem Sinn sind menschliche Fragen und Anliegen Anlass und Ausgangspunkt für unser Handeln in der Erwachsenenbildung, für die Wahl unserer Themen genauso wie für die Wahl der Formen und Mittel, mit denen wir in unseren Veranstaltungen Begegnung ermöglichen.

Offene Erwachsenenbildung in katholischer Trägerschaft sehen wir als einen Dienst einer Kirche an, die hier in ihrer Grunddimension der Diakonie gefordert ist: als Begleiterin und Vermittlerin des Menschen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!".

(1. Petrusbrief 3,15)

Unser Bild vom Menschen ist das des Suchenden, der sich ein Leben lang in seiner Entwicklung auf dem Wege erlebt: der sich entfalten, an Erfahrungswissen wachsen und in seiner Sehnsucht reifen will.

Diesem für Entwicklung offenen Menschenbild entspricht unser Bild einer Kirche, die sich ihrerseits als fragendes und lernendes "pilgerndes Gottesvolk" auf dem Weg sieht, auf dem sie "sucht und sinnt"

(Vaticanum II, LG 6).

Wir sind davon überzeugt, dass in einer Kirche, die aus "lebendigen Steinen" aufgebaut ist, die verschiedensten Glieder handelnde Träger katholischer Erwachsenenbildung sein müssen (1 Kor. 3,5-9; 1 Petr 2,5).

Deshalb legen wir Wert auf die Initiativen von Einzelnen und Gruppen, Kirchengemeinden und Verbänden, die im Gebiet des Rems-Murr-Kreises die notwendige Vielfalt an Themen erkennen, aufgreifen und bearbeiten.

Wir unterstützen sie und bieten Koordination und Kooperation an, wo wir als Kirche über den örtlichen Zusammenhang hinaus in der Gesellschaft wahrgenommen werden möchten.

Unser Dienst am Menschen als Einzelnem:

Hilfe zum Mensch Werden – ein Leben lang
"Ich sage dir: es gibt keine göttliche Amnestie, die dir das Werden erspart. Du möchtest sein: Du wirst nur in Gott sein. Er wird dich in seine Scheune einbringen, nachdem du langsam durch deine Handlungen geworden und geknetet sein wirst; denn der Mensch braucht lang zum Geborenwerden."

Antoine de Saint-Exupery; Stadt in der Wüste

Wir möchten Weiterbildung und Selbstentfaltung fernab jeder Vereinnahmung und Bevormundung jedem Einzelnen ermöglichen, der diese Dimension des freien Lernens sucht.

Menschen können bei uns in der Begegnung mit sich selbst und mit anderen ihre Erfahrungen austauschen, die für sie selbst und ihr Leben bereichernd sind.

Bei uns und mit uns können Menschen ihre Person, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse entdecken und entwickeln.

Unser Dienst am Menschen als Suchendem:
Sinnkompetenz und Hilfe zur Weltdeutung
Die Pluralität und Komplexität unserer Gesellschaft macht vielen Menschen Angst und erschwert es ihnen, Orientierung zu finden.

Um den Menschen in der Freiheit der eigenen Entscheidung zu stärken, nehmen wir bei der Wahl unserer Themen und Zielgruppen konkrete Lebenssituationen in den Blick. Wir geben Raum für die Vermittlung von Werten und Lebensentwürfen, mit denen es Menschen gelungen ist, ihr eigenes Leben zu meistern.

Dort, wo auch nur versteckt und indirekt die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt wird, versuchen wir, miteinander Lebensspuren zu deuten, die Sinnfrage konkret zu formulieren, miteinander Antworten zu finden und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Deshalb richten sich unsere Angebote auf unterschiedlichste Sachthemen und bieten Entscheidungshilfen. In der Begegnung mit anderen Kulturen erweitern wir den Horizont unserer Weltdeutung.

Unser Dienst am Menschen als Glaubendem:

Mehr vom Glauben wissen
"Der Mensch hat Sinn und Geschmack für das Unendliche"
(Fr. E. D. Schleiermacher)

Wir sind davon überzeugt, dass religiöses Sehnen und Handeln tief in der menschlichen Natur wurzelt. Menschen ganzheitlich dienen können wir deshalb nur, wenn wir dieses Grundbedürfnis ernst nehmen und thematisieren.

Wir sind uns dieser Verantwortung bewusst, die uns als kirchlichem Träger offener Erwachsenenbildung von Kirche und Gesellschaft aufgetragen ist. Wir wissen um die Verpflichtung, die wir mit dem Talent unseres eigenen Glaubens geschenkt bekommen haben (Mt 25, 14-30).

Im Austausch und in der Weitergabe von Glaubenserfahrungen erleben wir, dass wir nur "in einen Spiegel schauen" und "rätselhafte Umrisse sehen". (1 Kor 13,12).

Von dieser Ahnung ausgehend, suchen wir das Gemeinsame im Gespräch und gehen achtsam mit den Eindrücken, Gefühlen, Fragen und Zweifeln Anderer um. Wir möchten, dass Menschen ihren eigenen Glauben bei uns gegenseitig festigen und stärken können.

Unser Dienst am Menschen als lebendiger Baustein der Kirche:

Bildung als Aufbruch - Bildung als innerkirchliche Brücke
Als katholischem Träger offener Erwachsenenbildung liegt uns daran, dass sich Menschen in der Kirche "als lebendige Bausteine" erfahren dürfen, die mit den verschiedensten Begabungen zur aktiven Mitarbeit berufen sind.

In unseren Veranstaltungen soll erlebbar sein, dass sich Kirche nicht in bisweilen geschlossenen Gemeinschaften erschöpft, sondern stets "aufgebrochen" ist: katholisch.

So möchten wir mit Veranstaltungen, die wir in Kooperation mit verschiedenen Partnern anbieten, eine Brücke zwischen den Generationen, Gliedern und Gruppen des kirchlichen Lebens bauen.

Denen, die der Kirche äußerlich fern stehen, geben wir die Möglichkeit, in unseren Angeboten Gemeinschaft zu erfahren und Nähe zu finden.

Wir achten auf Benachteiligte und Ausgegrenzte, machen ihre Anliegen zum Thema und unterstützen sie mit besonderer Aufmerksamkeit, wo sie Hilfe benötigen.

Unser Dienst am Menschen als Teil der Gesellschaft:

In der Vielfalt Zeichen setzen
Unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen schätzen wir als wichtige Grundpfeiler unseres lebendigen Gemeinwesens. Wir suchen die gemeinsame Sprache mit den Menschen in den Lebensäußerungen der Kultur, die uns umgibt. In der offenen Erwachsenenbildung führen wir den Dialog über Trennendes und Gemeinsames. Dabei liegt uns das Gespräch mit Menschen anderer Konfessionen und Religionen besonders am Herzen. Im Glauben an unsere Erlösung durch Jesus Christus beziehen wir dabei entschieden Position, wo wir einen Notstand erkennen oder unser Urteil als Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung gefragt ist.